Manchmal ist es gut, wenn man sich daran erinnert, dass eine Krise nicht die erste Krise ist, die es zu meistern gilt. Und man sollte sich den Satz „in jeder Krise liegt eine Chance“ zu Herzen nehmen, denn er ist so abgegriffen wie wahr. Geoff Colvin, einer der renommiertesten Wirtschaftsjournalisten der USA, hat in seinem Buch „Der Phönix-Weg“ bereits vor zehn Jahren gezeigt, mit welchen Strategien Unternehmen zu den Gewinnern der Krise zählen.

Seine Strategien für den Weg aus der Krise

  1. Prioritäten setzen: Liquiditätssicherung.
  2. In die Mitarbeiter investieren. Entlassungen sind teuer.
  3. Kommunikation nach außen verbessern.
  4. Strategie und Geschäftsmodell überprüfen.
  5. Mit aussagekräftigen Zahlen arbeiten.
  6. Kundenprobleme analysieren und neue Lösungen finden.
  7. Keine unüberlegten Preissenkungen.
  8. Das Unternehmen verschlanken und straffen.
  9. Risiken identifizieren und bewerten. Mit Szenarien arbeiten.
  10. Die eigenen Führungsfähigkeiten und die Unternehmenskultur entwickeln.

 

Ehrlichkeit in der Analyse

Diese Ratschläge gelten auch heute. Ich möchte noch hinzufügen, dass jeder Unternehmer, Geschäftsführer und Manager ehrlich zu sich selbst sein sollte, wenn er die Lage seines Unternehmens analysiert. Im Moment sehen wir, dass es gerade an dieser Ehrlichkeit oft fehlt, sonst müsste der eine oder andere zugeben, dass es um sein Unternehmen bereits vor der Pandemie nicht gut bestellt war. Manche Unternehmen haben sich von billigem Geld und vollen Auftragsbüchern dazu verleiten lassen, ihr Geschäftsmodell nicht auf den Prüfstand zu stellen. Die Unternehmer und Geschäftsführer haben im Unternehmen statt am Unternehmen gearbeitet. Doch nur wenn wir wissen, wie und womit wir Wert schöpfen (oder auch vernichten), welche Kunden uns Erträge bringen, können wir uns zukunftsfähig aufstellen. Stellen wir unser Geschäft nicht immer wieder auf den Prüfstand, verpassen wir wichtige Markt- und Technologietrends und erkennen neue Kundenbedürfnisse nicht oder zu spät. Wir investieren in die falschen Bereiche und verlieren unsere Wettbewerbsfähigkeit.

 

Wer führt, muss vorangehen 

Die Entwicklungen der vergangenen Jahre zeigen uns, dass sich vor allem die Führung eines Unternehmens ändern muss, wenn das Unternehmen zukunftsfähig sein will, denn häufig ist es die Führung, die dem Fortschritt und der Veränderung im Weg steht, die an alten Strukturen festhält, die sich nicht mehr mit den aktuellen Markterfordernissen in Einklang bringen lassen. Die wichtigste Ressource eines Unternehmens, seine Mitarbeiter, lassen sich jedoch nur von Veränderung überzeugen, wenn die Führung die Notwendigkeit zur Veränderung erkennt, annimmt und vorantreibt. Eine konsistente und zielgerichtete Kommunikation mit den Mitarbeiter ist unerlässlich. Wer Veränderung nicht als notwendig erkennt und nicht weiß, was er konkret dazu beitragen kann, wird nicht mitziehen. Wer Angst um seinen Arbeitsplatz hat, schon gar nicht.

Unternehmer sollten deshalb immer wieder auch ihre eigene Position und ihren eigenen Antrieb reflektieren. Wenn der Bote nicht glaubt, was er sagt, glaubt man auch dem Boten nicht.

 

Gewinnen in der Krise

Geoff Colvins Buch ist auch zehn Jahre nach seinem Erscheinen hochaktuell. Er animiert seine Leser, der passiven Reaktion auf die Krise aktives Handeln entgegenzusetzen und einen kontinuierlichen Entwicklungsprozess einzuleiten, der die Möglichkeiten in der neuen Welt nach der Krise optimiert. Die Fähigkeiten, die aktuelle Normalität zu akzeptieren, daraus zu lernen und Prioritäten neu zu bestimmen, werden gestärkt. Sie lassen sich als perfektes Sprungbrett nutzen, um aus einem blockierenden Schockzustand herauszukommen, die Herausforderung anzunehmen und sich wertvolle Wettbewerbsvorteile in und nach der Krise zu sichern.

Geoff Colvin, Der Phönix-Weg, 2009, Redline-Verlag, ISBN: 978-3-86881-050-9, € 24,90