Derzeit scheint nichts planbar zu sein. Die Unsicherheit darüber, wie lange der Lockdown dauert und wie er künftig konkret aussehen wird, erlaubt kaum eine zuverlässige Planung. Handelskonflikte, Marktverschiebungen und der Technologiewandel erschweren die Planung für Unternehmen zusätzlich.

Allerdings war in den letzten Jahren genug Zeit für Planung. Nein, eine Pandemie kann man nicht voraussehen und auch den monatelangen Lockdown nicht. Was man aber anhand der Unternehmenszahlen sehen kann, sind zurückgehende Umsätze und zu geringe Erträge. Doch mit Zahlen befasst sich so mancher Unternehmer erst, wenn sie tatsächlich schlecht sind und dann wird es meistens eng. Kommt in einem solchen Moment eine Krise, kann sich das Unternehmen kaum noch wehren. Der Zwang zur Kostenreduktion erlaubt dann kein innovatives Handeln mehr.

Die Finanz- und Wirtschaftskrise von 2009 hat mittelständischen Unternehmern drastisch vor Augen geführt, wie wichtig Zahlen sind. Ein Beispiel ist das Eigenkapital, das von vielen Unternehmen seit damals kräftig erhöht wurde. Das hat unter anderem dazu beigetragen, dass sich die Pleitewelle während der gegenwärtigen Krise trotz allem bisher in Grenzen hielt.

Unternehmenszahlen sind Krisenmelder
Unternehmenszahlen schaffen Klarheit und Transparenz über das Unternehmen und seine Geschäftstätigkeit. Auf dieser Basis kann die Führung eine adäquate Strategie entwickeln, die den Kunden in den Mittelpunkt stellt und ihn mit Innovation begeistert, damit das Unternehmen Erträge erwirtschaften kann und überlebensfähig bleibt. Die Unternehmenszahlen zeigen, ob ein Kunde oder eine Branche ungesund gewichtet ist, ob Kunden abwandern, wie sich Umsatz und Ertrag im Verhältnis entwickeln, ob genug Geld für Investition und Innovation vorhanden ist, wo Kosten reduziert werden können, wo Geld verschwendet wird und vieles mehr.

Wenn die Erträge zurückgehen, sollte jeder Unternehmer alarmiert sein, denn der Ertragskrise geht immer eine Strategiekrise voraus. Jetzt ist die Zeit gekommen, intensiv am Unternehmen zu arbeiten. Tut man das nicht, wird sich das Unternehmen bald als sogenanntes Zombie-Unternehmen wiederfinden. Man lebt von der Hand in den Mund, verfügt über keine Innovationskraft mehr, gerät in Abhängigkeiten, muss die Produkte oder Leistungen immer billiger anbieten. Wenn die Finanzierungskosten steigen oder ein Auftrag ausbleibt, ist das Unternehmen schnell in einer prekären Lage.

Neu ausrichten statt jammern
Zombie-Unternehmen klagen gerne über „böse“ Wettbewerber und ungünstige Rahmenbedingungen. Im Einzelhandel übernimmt regelmäßig Amazon die Rolle des „Bösen“. Aber den E-Commerce-Riesen gibt es bereits seit Mitte der 90er-Jahre und genauso lange wird schon gejammert. Es war genügend Zeit, sich mit der fortschreitenden Digitalisierung zu befassen und Händler, die die Investition gescheut haben oder nicht in den Onlinehandel einsteigen wollten, haben jetzt das Nachsehen.

Sie haben nicht nur einen starken Trend verschlafen, sondern haben sich selbst und ihre Probleme in den Mittelpunkt gestellt statt ihre Kunden und deren Bedürfnisse. Sie haben darauf verzichtet, Schlüsse aus den klar sichtbaren Trends abzuleiten, sich ein zweites Standbein, ein zusätzliches Geschäftsfeld aufzubauen. Jetzt fehlt das Geld dafür. Und selbst wenn die Einzelhändler heute mit dem E-Commerce anfangen würden, wäre der Effekt im aktuellen Lockdown kaum spürbar, denn es fehlen Kompetenz und Daten. Viele Kunden sind darüber hinaus abgewandert oder haben sogar neue Möglichkeiten für sich entdeckt. Auch die Automobilbranche hat allzu lange gewartet und über den Neuling Tesla gelächelt.

Hausaufgaben statt Furcht
So könnte kurz gefasst die Handlungsempfehlung an die Unternehmen lauten. Aufräumen, Kernkompetenzen und Alleinstellungsmerkmale weiterentwickeln, Innovationen vorantreiben, sich auf den Markt konzentrieren. Man muss sich nur eine einfache Frage stellen: Was ist unser Warum und welche Produkte oder Leistungen können wir entwickeln, die Kunden begeistern und ein brennendes Kundenbedürfnis übererfüllen?

Also: Nutzen Sie die Zeit, Ihr Haus zu bestellen. Haben Sie Mut.

Ein chinesisches Sprichwort lautet: „Wenn der Sturm kommt, bauen die einen Mauern und die anderen Windmühlen“.

Was bauen Sie?